Wie die Presse berichtete fühlen sich Experten durch eine
Presseerklärung von Frau Hubig falsch wiedergegeben und missbraucht und
widersprechen ihrer Darstellung. Nach einer Expertenrunde mit
Bildungsministerin Hubig zum Infektionsrisiko in Schulen haben
verschiedene beteiligte Wissenschaftler scharfe Kritik an der im
Anschluss an die Konferenz vom Hubig-Ministerium verschickten
Pressemitteilung geübt. Mehrere Experten widersprechen deutlich dem
Versuch sie als Kronzeugen für die persönliche Haltung der Ministerin
in Sachen Infektionsrisiko in Schulen und der Ablehnung von präventivem
und fakultativem Wechselunterricht zu vereinnahmen.
Dazu erklärt der Vorsitzende des bildungspolitischen Ausschusses im
Landtag Guido Ernst: „Wenn Frau Hubig das Infektionsrisiko an Schulen
kleinredet und sich dagegen sperrt, Wechselunterricht in Anbetracht der
landesweit hohen Inzidenzen dort zuzulassen, wo er gewollt und umsetzbar
ist, ist das eigentlich schon schlimm genug. Dass sie aber nun auch noch
namhafte Experten missbraucht und deren Stellungnahme falsch wiedergibt,
um ihre eigene höchst problematische Haltung zu untermauern, ist
skandalös gegenüber der Wissenschaft und unverantwortlich gegenüber
Schüler- und Lehrerschaft. Dieses Verhalten von Frau Hubig befördert die
Sorge einer vorhandenen Gesundheitsgefährdung aller am Schulleben
Beteiligten.
Wie sehr Worte und Taten bei Frau Hubig auseinanderfallen, zeige auch
das nachfolgende Zitat. Am 28. Mai 2020 hat sie in einer Landtagsdebatte
zur Bildungspolitik folgendes ausgeführt: „Nun sage ich Ihnen noch
etwas: Diesen Weg werden wir weitergehen, egal, was Sie sagen. Das ist
uns ganz gleichgültig. Wir achten darauf, wir hören die Stimmen, wir
kommunizieren, und wir hören denen zu, die Ahnung und Sachverstand
haben. Mit denen kommunizieren wir seit zweieinhalb Monaten so intensiv
wie noch nie zuvor.“
Hierzu Horst Gies: „ So geht die Ministerin mit Bedenken von
Landtagsabgeordneten um. In der Praxis führt das dann offensichtlich
dazu, dass Frau Hubig zwar öffentlichkeitswirksame Expertenrunden
durchführt, die Ergebnisse aber uminterpretiert.“
Dazu meint eine der Teilnehmerinnen der Hubig Videokonferenz, die
Chefärztin des Instituts für Krankenhaushygiene und Mikrobiologie der
Stiftung Mathias-Spital in Rheine, Dr. Jana Schroeder: „… gerade erhalte
ich Ihre Pressemitteilung und frage mich, ob Sie in einer anderen
Konferenz waren als ich? Gleichwohl steht mein Name darunter. So
funktioniert das also in der Politik – Sie wollen offenbar beraten
werden, aber nicht zuhören.“
Guido Ernst: „Tatsache ist, dass natürlich auch in Schulen Infektionen
stattfinden und dass diese im Vergleich zur ersten Welle der Pandemie
zugenommen haben. Alleine im Kreis Ahweiler sind momentan zehn Schulen
betroffen. Jede Woche kommen wieder andere hinzu. Tatsache ist auch,
dass das RKI schon seit Überschreiten des Inzidenzwertes von 50 die
Halbierung der Klassen zur Verminderung des Infektionsrisikos empfohlen
hat. Genau das hat Frau Hubig als Szenario 2 in ihrer eigenen Leitlinie
vom 30. Juni aufgenommen, genau darauf haben sich die Schulen
vorbereitet und genau das lässt Frau Hubig jetzt nicht zu.“
Scharf kritisiert auch die bildungspolitische Sprecherin der CDU im
Landtag Anke Beilstein das Verhalten der Ministerin: “Frau Hubig ist mit
ihrer völlig störrischen persönlichen Haltung der vergangenen Wochen
vollständig gescheitert. Anstatt mit flexiblen
Wechselunterrichtsmodellen einen Beitrag zur Pandemiebremse zu leisten,
hat sie halsstarrig eine schnelle Verkleinerung von Lerngruppen durch
Wechselunterricht abgelehnt. Die Noch-Präsidentin der
Kultusministerkonferenz läuft der Entwicklung wieder einmal hinterher
und muss jetzt kleinlaut einräumen, dass sie auf dem Holzweg war. Da hat
auch die Verfälschung von Expertenstatements nichts geholfen. Frau Hubig
hat wertvolle Zeit verschenkt und muss sich fragen lassen, welcher
Anteil an den hohen Infektionszahlen auf ihre Weigerung zur
Risikominimierung zurückzuführen ist. Gut, dass die Präsidentschaft der
KMK nun turnusgemäß wechselt.”
Die erfahrenen Abgeordneten fragen sich, warum Frau Hubig sich dagegen
mit Händen und Füßen und nun auch noch mit solch unlauteren Mitteln
sträubt. Triebfeder könne natürlich die Befürchtung sein, dass beim
Wechselunterricht einmal mehr deutlich würde, wie zögerlich das Land bei
der Nachbesserung der digitalen Ausstattung in den vergangenen 8 Monaten
unterwegs war.
„Aber es geht hier nicht um das Ansehen von Frau Hubig, sondern um die
Gesundheit von Schüler- und Lehrerschaft“, so Ernst und Gies.